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Zeitzeugengespräch der 2. Generation

Die Töchter des KZ-Überlebenden Ernst Reiter berichten über ihren Vater!

Bereits zum zweiten Mal besuchten Ingrid Portenschlager, Judith Ribic und Ernestine Dohr-Reiter gemeinsam mit der Referentin und Zeitzeugenbegleiterin des Vereins Lila Winkel, Esther Dürnberger, am 20. 4. 2018 die Gustav-von-Schlör-Schule in Weiden, um vor den Klassen F13G, FB13WS, B12WS, F13S, F12Sb sowie F13T als Zeitzeuginnen der zweiten Generation über das Leben ihres Vaters Ernst Reiter, der ab 1940 im Konzentrationslager Flossenbürg inhaftiert war, zu sprechen.

Nach einer Begrüßung der Gäste durch die Schulleiterin Frau Dill informierte Frau Dürnberger zunächst über den Verein Lila Winkel, der sich mit der Dokumentation und Aufarbeitung des Schicksals unschuldiger Opfer des Dritten Reiches befasst. Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick auf die NS-Diktatur und vor allem auf die damalige Manipulation des Gewissens sowie die verschiedenen verfolgten Gruppen dieser Zeit wurde speziell die Rolle der Zeugen Jehovas eingegangen. Diese auch „Bibelforscher“ genannte Opfergruppe geriet aufgrund der Ablehnung des Hitlergrußes, der Verweigerung des Wehrdienstes sowie der Mitarbeit in der Rüstungsindustrie schnell in den Fokus der Verfolgung. Ab 1937 wurden die Zeugen Jehovas bei der Inhaftierung durch ein lila Dreieck, den lila Winkel, gekennzeichnet. Oftmals wurden sie gezielt in Strafkompanien verlegt und erfuhren eine besonders harte Behandlung.

Ingrid Portenschlager sowie Judith Ribic berichteten im Anschluss über das Leben mit ihrem Vater, das alles andere als einfach war. Seine traumatischen Erfahrungen während des Dritten Reiches prägten Reiter zeitlebens. Da er sich den Grundsätzen seines Glaubens folgend als junger Mann weigerte, den Wehrdienst zu leisten, wurde er 1938 verhaftet und in verschiedenen Lagern, teils in Einzel- und Dunkelhaft, interniert, 1940 wurde er schließlich unter der Häftlingsnummer 1935 ins KZ Flossenbürg verlegt. Dort gelang es ihm, sowohl die harte Sträflingsarbeit im Steinbruch als auch Krankheiten, Gräuel und Foltermethoden bis zu seiner Befreiung auf dem Todesmarsch zu überleben. Ingrid Portenschlager berichtete in diesem Zusammenhang davon, dass selbst sie und ihre Schwestern in der Schule noch als „Kinder eines KZ-Häftlings“ diskriminiert wurden.

Für Ingrid Portenschlager und für Judith Ribic ist das Sprechen über ihre Erlebnisse mit ihrem Vater in der heutigen Zeit von enormer Bedeutung. Denn dadurch kann sich der Vergangenheit erinnert und Ausgrenzung und Diskriminierung entgegenstellt werden. Sowohl die langen und durchaus emotionalen Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern als auch die schriftliche Reflexion zum Vortrag lassen erahnen, dass dies heute mehr als gelungen sein könnte.

Bild und Text: Julia Hildebrandt und Andreas Kostial

 

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