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Drei Steine

Ist die Angst rausgeprügelt, bleibt der Humor als schärfste Waffe

 

Am Ende stehen ein Einschussloch im elterlichen Wohnzimmer, über 20 Morddrohungen, innere Blutungen, ein gebrochenes Jochbein und gebrochene Rippen – aber auch ein ungebrochen kämpferisches Herz. Mit einnehmender Lockerheit steckt Nils Oskamp in der Aula der FOS/BOS Weiden sein Publikum mit seinem Mut zur Zivilcourage an, auch weil er den Fäusten, Beschimpfungen, dem Hass und den Gewehren als Waffen Humor und einen Bleistift entgegensetzt. Der ehemalige Schüler des Gestaltungszweiges einer FOS erzählt in „Drei Steine“ (erschienen bei Panini Comics) seine eigene Geschichte. Als der Rechtsextremismus urplötzlich mehr und mehr Raum im Umfeld von Nils Oskamp einnimmt, schweigt der 8-Klässler nicht. Er kann einfach nicht wegsehen und weghören und so entlarvt er die geschlossen rassistische und menschenfeindliche Weltanschauung seiner Mitschüler wieder und wieder mit Humor und Unbeugsamkeit. Kraft zieht der von Andreas Kostial eingeladene Referent dabei vor allem aus der Literatur – aus den Comics und seinen Helden. Dabei gerät es in den Fokus radikaler Neonazis, die vor nichts zurückschrecken. Alle Institutionen um ihn herum versagen und so erschrecken die Zuhörer in der Aula nicht zuletzt darüber, wie allein sich der Schüler den rechten Bedrohungen und den z.T. viel älteren Schlägern stellen muss. Mit Glück entgeht er Schüssen und überlebt einen brutalen Überfall, bei dem er von fünf Tätern krankenhausreif geschlagen wurde. Doch auch wenn Oskamp zurecht darauf hinweist, dass grundsätzlich alle Opfer rechter Gewalt auf die ein oder andere Art traumatisiert sind, führt das beim ihm nicht zu einem Wegducken oder gar zu einem Schweigen. Er sagt: „Die Angst haben sie damals aus mir rausgeprügelt. Jetzt fürchte ich mich nicht mehr.“

Er trägt seine Geschichte als Warnung vor rechten Tendenzen in die Schule und hat inzwischen schon über 28 000 Zuhörer erreicht. Die Schüler/innen der FOS/BOS Weiden hängen gespannt an der Lippen des begnadeten Erzählers Nils Oskamp, verzichten sogar freiwillig auf ihre Pause und überhäufen den Referenten mit Fragen. Viele sind besorgt über das Erstarken heute viel dezenter auftretender, aber eben nicht ungefährlicher rechtsextremer Tendenzen, die für Oskamp eben immer nur „alter Wein in neuen Schläuchen“ sind. Was kann man tun? Trotz zahlreicher Morddrohungen ist die Antwort des Künstlers klar: Aufstehen gegen Rechts, aufklären und nie aufgeben. Dass er dieses Projekt ohne Verbitterung und ohne Angst so authentisch verkörpert, macht den Comic-Helden zu einem mitreißenden Redner, dem die ca. 300 Schüler/innen mit tosendem Applaus danken.

Im Anschluss an die Lesung führt Nils Oskamp einen vierstündigen Comic-Workshop für ca. 60 Schüler/innen durch. Nach einer Einführung in das Medium Comic erstellen die Teilnehmer/innen ein Storyboard für eine Comic-Kurzgeschichte oder einen Cartoon gegen Rechtsextremismus bzw. Ausgrenzung im Alltag. Nils Oskamp zeigte sich dabei sichtlich angetan von den Ergebnissen der Schüler/innen des Workshops, die mit viel Eifer und Begeisterung bei der Sache waren.

Text und Fotos: Andreas Kostial, Verena Bauer

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