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Unterricht in Corona-Zeiten: Kommentar #1

Das Zukunftsprojekt „virtuelles Klassenzimmer“ – eine überraschend schnelle Selbstverständlichkeit!

Der neue Überbrückungstrend ist das virtuelle Klassenzimmer. Seit Mitte März heißt es für uns Schüler und Schülerinnen „coronafrei“, doch nicht ohne das Lernen zu vernachlässigen. Denn der alltägliche Unterricht wird trotzdem weitergeführt. Und das auch ohne vorherige Testläufe per Online-Unterricht. Laut Ludger Wößmann, dem Leiter des ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, darf das Jahr 2020 nicht als verlorenes Jahr in die Bildungsgeschichte der betroffenen Kinder und Jugendlichen eingehen.

Aber wie gut sind wir wirklich auf die digitale Umsetzung des Unterrichts vorbereitet und was wird von uns von heute auf morgen erwartet?
Der Erwartungshorizont ist sehr weit nach oben geschraubt. Denn die dazu benötigten Kenntnisse und Geräte, wie Hardware und Onlinezugang sind Voraussetzung des Online-Homeschoolings. Wie soll eine Familie damit umgehen, die mehrere Kinder hat, von denen alle den einen Computer für den Unterricht gleichzeitig benötigen. Dazu kommt noch, dass die Anwesenheit von uns Schülern oder Schülerinnen erwartet wird und die Videokonferenzen auch ohne Rücksicht auf komplette Teilnahme der Mitschüler durchgeführt werden. So wird wichtiger und neuer Stoff verpasst, ohne dass man selbst Schuld dafür trägt und all das hat zur Folge, dass diese Schüler oder Schülerinnen im fortführenden Unterricht benachteiligt sind.

Klar hat digitaler Unterricht auch seine Vorteile wie die Flexibilität. So kann man selbst festlegen, wann man lernt und wo. Doch bringt das unseren Lernrhythmus nicht völlig durcheinander?

Ein ganz „normaler“ Schultag mit überladenen Aufgaben. Wann soll man das alles zeitlich bitte noch hinbekommen? Flexibilität hin oder her. Wer seine Aufgaben gewissenhaft abgeben möchte, muss sich ganz schön ins Zeug legen. Der Unterricht wird planmäßig weitergeführt und jeder Lehrer möchte mit seinem Stoff weiterkommen. Dazu kommen tägliche Videokonferenzen, bei denen man pünktlich sein sollte, wenn man nichts verpassen will. Diese lenken einen von seinen zusätzlichen anderen Aufgaben entweder ab oder nehmen die dafür benötigte zusätzliche Zeit in Anspruch. Denn es bleibt ja nicht nur bei den Online-Besprechungen, die darauf folgenden Aufgaben müssen auch noch bis zum nächsten Abgabetermin erledigt werden. Nach so einem vollen Tag fühlt man sich meist überladen, seltsam traurig und auch fürchterlich gereizt.

Eine lockere, motivierende Kommunikation zwischen den Mitschülern fällt komplett flach. Die sonst so lustige und normalerweise motivierende Arbeitsweise bleibt aus. Jetzt heißt es für uns Selbstmotivation und Selbstbeibringen. Es gibt keine richtige Gelegenheit mehr, sich vom Nachbarn etwas auf eine andere Weise erklären zu lassen oder zusammen etwas zu lernen und sich vorzubereiten. Die Aufgaben werden jetzt mit Mühe und Not alleine versucht zu lösen, das kostet alles sehr viel Zeit und bringt oftmals auch nicht den gleichen Lerneffekt.

In so einer Situation wie der Coronakrise wird von allen in kurzen Zeitabständen einiges verlangt und viel erwartet. Es ist für jeden eine Herausforderung und doch muss jeder damit klarkommen. Doch hätte man für so eine Situation nicht auch schon besser vorbereitet sein können? Schließlich leben wir nicht erst seit Corona in einem digitalen Zeitalter!

Text: Anna R., F12

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