Niemand wird als Rechtsextremist geboren
Workshop gegen rechte Hetze
Günter Kohl ermutigt Schülerinnen und Schüler sowie und Lehrerkräfte gegen rechte Hetze vorzugehen: „Wisst ihr eigentlich, was eure Vornamen bedeuten und warum eure Eltern diese für euch ausgewählt haben?“ Zugegeben: Eine sehr persönliche Frage, mit der man nicht so oft im Leben konfrontiert wird. Doch warum gerade diese dabei entstandene Diskussion wichtig ist, um über Rechtsextremismus zu sprechen, macht Günter Kohl, ehemaliger Regionalbeauftragter für Demokratie und Toleranz, der Klasse F12Sb schnell klar: „So funktioniert interkulturelles Lernen! Wir hatten nun Namen aus dem Hebräischen, dem Englischen, dem Französischen und das, obwohl wir uns doch eigentlich alle erst einmal als Deutsche fühlen.“ Was in den restlichen Schulstunden folgte, war ein Workshop zum Thema Rechtsextremismus. Wie wird man eigentlich rechtsradikal? Was können wir Neonazis entgegensetzen? Woher kommt das rechte Gedankengut? Wie schnell man in seinem Denken verunsichert werden kann, wird der Klasse durch Herrn Kohl sehr schnell klar. Plötzlich erklärt er den Schülerinnen und Schülern, dass es diverse wissenschaftliche Forschungen dazu gab, warum blauäugige Menschen weniger intelligent sind als Braunäugige. Zuerst noch irritiert, zweifeln nach ein paar Minuten doch einige. Meint das der ältere Herr wirklich ernst? Er zitiert doch gerade Forschungsliteratur? Hat er am Ende noch recht? Die Erleichterung ist groß, als sich die ersten Schülerinnen und Schüler melden und ihn auf seine doch sehr zweifelhaften Thesen ansprechen und Herr Kohl zugibt, hier nicht die Wahrheit erzählt zu haben. „Krass, wie schnell man in seinem doch fundiertem Wissen aus der Bahn geworfen wird“, resümiert ein Schüler. „So schnell kanns gehen!“, fügt seine Sitznachbarin hinzu.
Wie einfach man mit einer Klasse in ein solches Gespräch kommen kann, zeigte der ehemalige Berufsschullehrer auch interessierten Kollegen und Kolleginnen in Form einer schulinternen Lehrerfortbildung am 13.10.23, die der schulische Prävention gegen Rechtsextremismus dienen soll. Diesen erzählt er auch, wie er in Schwandorf das erste Mal mit Rechtextremismus konfrontiert wurde und daraufhin beschloss zu handeln. Auch von aktuellen Fällen berichtet er, kennt jeden Stimmungsmacher des Landkreises und seine Geschichte. Die Lehrkräfte werden in den fast drei Stunden für das Thema sensibilisiert und mit pädagogisch sinnvollen Herangehensweisen an das Thema versorgt. Die Lehrerkräfte fühlen sich ermutigt und bestärkt darin, auch weiterhin couragiert die demokratischen Werte an der Schule zu stärken und sind Herrn Kohl für so viel Input sehr dankbar.
Nach drei aufschlussreichen Stunden lässt auch die Klasse Herrn Kohl nicht ohne ein passenden Geschenk wieder nach Hause fahren. „Ihr habt euch ja richtig Gedanken gemacht!“, lacht Kohl und tritt mit drei Kuchenstücken im Gepäck und einem guten Gefühl die Heimreise an.