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China ist kein Drache

Eine Weltmacht voller faszinierender Facetten

China ist groß, weit weg, fremd, mächtig und insgesamt für uns in seinen riesigen Dimensionen wenig greifbar. Wenn wir es hier im „Westen“ in unseren Medien ikonografisch einfangen wollen, ist der Drache in Karikaturen, Bildern und Plakaten omnipräsent oder manchmal auch der Pandabär. Dass diese bildliche Reduktion von China auf ein Tier mehr über unsere eigene Begrenztheit im Wissen über China und unsere eigenen immer noch vor allem durch Stereotype dominierte Vorstellungen dieses zentralen Global Players sagt als über China selbst, macht Dr. Odila Schröder von der China-Schul-Akademie (china-schul-akademie.de) gleich zu Beginn deutlich. China ist mehr als ein Drache, dessen Militärführung uns z.B. im Pazifikraum durch Manöver und Inselbesetzungen als bedrohlich erscheint und uns beim Blick auf Taiwan Angst macht. Chinas Zivilgesellschaft ist vielfältig und lohnt es, dass wir unseren Blick weiten und neben Politik und kommunistischer Partei auch mal genauer in dieses Land mit seinen so unterschiedlichen Regionen schauen sollten. Das demonstriert Odila Schröder den ca. 200 aufmerksamen Zuschauern in der Aula der FOSBOS Weiden zum Beispiel mit aktuellen Musikvideos, die im Stil kaum von solchen aus Deutschland oder den USA zu unterscheiden sind und deren Texte, von der Sinologin übersetzt, mit Witz, Ironie und Pathos ein anderes Bild zeichnen. Menschen, die sich für ein China einsetzen, in dem jeder gut leben kann und die den Sorgen und Nöten der Chinesen auch Sprache verleihen. China ist auch wirtschaftlich mehr als ein Drache, der den Weltmarkt mit seinen Produkten, Rohstoffen und moderner Technik mehr und mehr prägt und in Konkurrenz zu manch einem europäischen Hersteller steht. China ist auch ein wichtiger Partner für neue Technologien und die Seidenstraße ist mehr als nur der Versuch, Chinas Wirtschaftsmacht in ein globales Infrastrukturnetz zu gießen. Es ist – bei allen Risiken großer Schulden bei China – auch eine Chance für viele Länder vor allem des globalen Südens, die diese Investitionen – nach jahrzehntelang gescheiterter Entwicklungspolitik westlicher Staaten – förmlich herbeisehnen. China ist aber in der internationalen Politik auch schon lange nicht mehr der zurückhaltende Panda. Es hat Ambitionen, in der Wirtschaft, in der Politik und im Weltall. Das zeigt die Referentin durch eine Analyse von eindrücklich farbenfrohem Propagandamaterial, aus dessen Motiven – seien sie militärisch oder historisch – das neue Selbstbewusstsein dieser Großmacht spricht. Es ist u.a. der chinesische Nationalismus, dessen Narrative das Volk hinter der kommunistischen Führung vereinen soll, aber auch die wirtschaftliche Effizienz und repressive Maßnahmen spielen eine große Rolle. Vor Krisen gefeit ist aber auch der Riese China nicht: Immobilienkrise, sinkende Wachstumsraten, steigende Jugendarbeitslosigkeit, zivilgesellschaftliche Proteste und Unabhängigkeitsbestrebungen, Herausforderungen durch den Klimawandel machen der Großmacht zu schaffen. Und auch in Sachen Demokratisierung entscheidet die Zivilbevölkerung mit … Mit ihr gilt es Kontakt zu halten, denn bei einem näheren Blick auf das uns zunächst „fremde“ China zeigt sich dann doch, dass die Herausforderungen, vor denen wir stehen, nicht nur ähnliche, sondern z.B. mit Blick auf den Klimawandel auch gemeinsame sind. Dass sich mehr China-Wissen, mehr Austausch mit Chinesen und ein Bekanntmachen mit der chinesischen Sprache lohnt, nimmt der engagierten und authentischen Referentin wirklich jeder im Raum ab. Ein paar Schülerinnen bleiben danach auch noch da und informieren sich über das Studium „Sinologie“ – vielleicht ja auch in Heidelberg bei Dr. Odila Schröder.

Text und Fotos: Verena Bauer
 
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