Lernprozesse im Fokus
Der Schulversuch „Proof“
Im Schuljahr 2024/2025 begann der bayernweite Schulversuch „Proof – Prozessorganisation und Feedback in der Leistungsfeststellung“, an dem 16 Modellschulen aller Schularten teilnehmen, darunter vier berufliche Oberschulen. Die FOSBOS Weiden gehört damit zu einem ausgewählten Kreis von Bildungseinrichtungen, die neue Wege der Leistungsfeststellung systematisch erproben und gestalten.
Ziel des Schulversuchs ist es, digitale und insbesondere KI-gestützte Anwendungen in Lehrerhand sowohl zur Entwicklung neuer, valider Formate von Leistungsnachweisen als auch zur lernförderlichen Gestaltung des gesamten Prozesses der Leistungsfeststellung einzusetzen. Im Mittelpunkt stehen die evidenzbasierte individuelle Rückmeldung an Lernende, die Auswertung maschinell generierter Daten zur gezielten Lernbegleitung sowie die Entlastung der Lehrkräfte von Routineaufgaben wie der Korrektur sprachlicher Fehler. Durch präzisere Fehleranalysen, adaptive Fördermaßnahmen und personalisierte Rückmeldungen sollen Lernprozesse nachhaltiger unterstützt und die Qualität der Leistungsfeststellung systematisch verbessert werden. Der Schulversuch fördert darüber hinaus die verstärkte Kooperation der Lehrkräfte bei der Planung, Durchführung und Auswertung von Leistungsnachweisen.
Im Rahmen von „Proof“ engagieren sich an der FOSBOS Weiden Frau Bodner, Frau Gambel, Herr Raab T., Herr Weiß, Herr Vollath und Herr Braun. Im Verlauf des ersten Projektjahres wurden verschiedene Vorhaben entwickelt und erprobt:
Beispielsweise wird im Bereich der individualisierten Feedbackanwendungen KI eingesetzt, um differenzierte Rückmeldungen zu schriftlichen Schülerleistungen zu generieren. Dabei werden inhaltliche Stärken und Schwächen sichtbar gemacht, um daraus passgenaue Lernempfehlungen abzuleiten.
Weiterhin ermöglicht die Einführung von Vorkorrekturen durch KI-Werkzeuge eine erste sprachliche und inhaltliche Analyse von Schülerarbeiten noch vor der abschließenden Bewertung durch die Lehrkraft. Dadurch werden Lehrkräfte bei Routineaufgaben entlastet und erhalten mehr Freiräume für die gezielte pädagogische Begleitung der Lernprozesse.
Schließlich kommen bei der Erstellung von Aufgaben und Leistungsnachweisen KI-Systeme zum Einsatz, die differenzierte Aufgabenstellungen ermöglichen. Sie helfen dabei, Aufgabenvariationen zu erstellen und Schwierigkeitsstufen gezielt anzupassen, um der Heterogenität der Lerngruppen gerecht zu werden und adaptive Prüfungsformate zu fördern.
Begleitet wird das Projekt von mehreren schulartübergreifenden Arbeitstreffen, Austauschformaten und Werkstätten. Ein Höhepunkt war die Auftaktveranstaltung am 26. November 2024 in München, bei der Frau Staatsministerin Anna Stolz den offiziellen Startschuss für „Proof“ gab. Der kontinuierliche Austausch mit anderen Modellschulen sowie mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Schulaufsicht und Technologieanbietern dient der gemeinsamen Konzeptentwicklung und der Auswahl geeigneter KI-Werkzeuge für die schulische Praxis.
Mit der aktiven Beteiligung an „Proof“ übernimmt die FOSBOS Weiden Verantwortung für eine zukunftsweisende, chancengerechte und lernförderliche Schulpraxis. Die bisherigen Erfahrungen stimmen optimistisch: Ab dem Schuljahr 2025/2026 soll der innovative Ansatz sukzessive auf weitere Fächer ausgeweitet und nachhaltig im Schulalltag verankert werden.
Text: Michael Braun, Fotos: Matthias Balk/Stiftung Bildungspakt Bayern