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Draußen vor der Tür

Heimkehrer ohne Heimat – Theatergruppe der FOS/BOS zeigt „Draußen vor der Tür“

Anspruchsvolle Stücke hat die Theatergruppe der FOS/BOS Weiden noch nie gescheut. Jetzt stand ein wahrlich bleischwerer Stoff auf dem Programm, den das Schauspielensemble um Christian Tranitz und Miriam Witt bravourös gemeistert hat.

Für eine brillant besetzte und tiefgreifende Inszenierung von Wolfgang Borcherts Nachkriegsdrama „Draußen vor der Tür“ gab es am Ende Standing Ovations und donnernden Applaus. Doch nach dem Stück herrschte zunächst Stille. Alles war dunkel. Der kaum mehr sichtbare Protagonist lag mausetot auf der Bühne. Sein Name: „Beckmann, einfach nur Beckmann.“ Einen Vornamen hat er nicht. Der wurde ihm weggeschossen.

Der Heimkehrer Beckmann hat den Krieg überlebt und dennoch gibt es für ihn keine Zukunft. Seine Frau ist weg, die Eltern sind tot und einen Job findet er auch nicht. Selbst die Elbe, in die der Mann mit der Gasmaskenbrille springt, will ihn nicht haben: „Du Rotznase von Selbstmörder. Ich will dein armseliges Leben nicht. Du bist mir zu wenig.“

Für die vom Drama geforderte düstere Stimmung sorgte bereits das Bühnenbild. Die Kulisse war gänzlich in Schwarz gehüllt. Der im Hintergrund leuchtende Schriftzug „geöffnet“ verstand sich als blanke Ironie. Denn ständig schlug die Tür auf der Bühne zu und Beckmann musste draußen bleiben. Das immer schlagende Requisit machte klar: Der Mann mit dem irreparablen Kriegsschaden hat in einer Gesellschaft, die den Krieg längst verdrängt und vergessen hat, keine Chance.

In der Rolle des vom Krieg traumatisierten und von der Gesellschaft unverstandenen Mannes fühlte sich Jonathan Tröbs sichtlich wohl. Er schrie, er weinte, er stotterte und robbte über den Boden. Kurzum: Er spielte wie einer der ganz Großen. Auch die anderen Schauspieler brillierten in ihren Rollen: Hannah Nickl als arroganter Oberst, Anja Geithner als gleichgültige Frau Kramer, Julia Pötschke als naives Mädchen, Sophia Kostjuk als selbstverliebter Direktor, Angela Klinger als verlockender Tod, Simon Plaß als verzweifelter Gott, Julia Eller als personifizierte Elbe und Carmen Höller als Beckmanns zweites Ich, das den Heimkehrer ohne Heimat vergebens ins Leben zurückführen wollte.

Text und Bilder: Silke Winkler

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